Montag, 21. Oktober 2013

Der Kauz schnaubt

Was sagt noch mal der Polizist aus der letzten Zalando-Werbung? "Leuchtende Augen, strahlendes Lächeln, Sie stehen unter Zalandoeinfluss." Etwas in der Art muss es sein. Das hätte ich auch zum Kauz sagen können, als ich ihn in Marseille in der Buchhandlung abgeholt habe. Was mir da entgegenkam war ein großer Mann mit einem übergroßen Grinser im Gesicht und einer noch größeren Stofftasche in der Hand. Als ich ihn eine Stunde zuvor in dem Laden zurückgelassen habe (französische Buchhandlungen sind nur was für Leute, die Französisch sprechen, alle anderen haben dort nichts, absolut nichts zu suchen), hatte er weder das eine noch das andere an sich bzw. bei sich. Eine Ahnung streifte mich, aber ich wollte es auch nach wiederholten ungläubigen Blicken in die verdächtige Stofftasche nicht glauben: Der Typ hatte mehrere Kilo Comics gekauft. Auf meine Frage, wie er dieses gänzlich überflüssige, zusätzliche Gepäck auf unserer Interrailreise zu transportieren gedenke, wurde das unnatürlich breite Grinsen nur noch breiter. "Wir kaufen einen Trolley", war die Antwort. Na klar, was sonst. Die Ironie an der Geschichte: VOR dem Urlaub hat der Kauz noch im SCHERZ gemeint, wir müssen auf der Reise wohl einen Trolley besorgen, wenn ich wieder so viel einkaufe. Diese Szene in Gedanken rekapituliert, entlockt mir nur ein müdes Lächeln. Ich wollte mit dem Trolley dann kurzzeitig nichts zu tun haben. Zuerst ignorierte ich ihn. Dann sah ich ihm zu, wie er in der Ecke stand. Schließlich kam mir eine Idee. Ich befüllte ihn mit meinem unnützen Krempel, denn wenn er schon mal da war und Platz bot, sollte dieser ja nicht unnötig vergeudet werden. So erwies sich das neue Gepäcksstück als äußerst nützlich für mich. Und unterhaltsam. Am Tag der Abreise aus Marseille sah ich dem Kauz dabei zu wie er diesen letztendlich doch ziemlich schweren Koffer um sechs Uhr früh viele, viele Stufen zum Bahnhof hochschleppte. Und schnaubte. Und schnaubte.
Das war ein lustiger Urlaub.

Donnerstag, 1. August 2013

Von keifenden und krabbelnden Kreaturen

Seit meinem letzten Eintrag sind viele Wochen ins Land gezogen und davon will berichtet werden. Der Urlaub in Hamburg war eher mittelprächtig, der Kauz hat von mir lebenslanges Modelleisenbahnmuseumsverbot bekommen und mit meinen Tschechischkenntnissen hinke ich auch noch hinterher. Meine Stimmung war in den letzten Wochen ein bisschen im Keller, weil ich von einigen wilden Kreaturen attackiert worden bin, die teilweise sogar aus dem Ausland importiert wurden...
Den größten körperlichen Schaden richteten dabei Wesen von beeindruckender Kleinheit an, die Attacke fand am vergangenen Wochenende statt. Auf der Suche nach Abkühlung fuhren der Kauz und ich ins Gänsehäufl (Wiens bekanntestes Freibad). Erstens, weil wir das immer machen und zweitens, weil die Leute dort recht unterhaltsam sein können. Da war zum Beispiel eine Mutter mit überdimensionierten Maßen, die jedem mit Mord drohte, sollte man sie und ihren Kinderwagen samt Inhalt nicht in den Shuttlebus lassen. Bei der Station war nämlich sehr viel los und niemand wollte zu Fuß zur U-Bahn gehen (abgesehen vom Kauz, aber das konnte ich verhindern). Der Bus kam und das breite Weib wuchtete sich und ihre Sippe in selbigen hinein, ein bisschen Quetschen war zwar nötig, aber sonst lief alles glatt. Sobald sie drin war, beschimpfte sie alle Leute, die nach ihr eingestiegen waren als faule Arschlöcher, die ja zu Fuß gehen könnten. Die Reaktion der anderen: Eiserne Ignoranz, wer will sich bei der Hitze schon prügeln. Beim Aussteigen wünschten wir uns ein Klavier oder etwas Ähnliches herbei, das der hohlen Ziege spontan auf den Kopf fallen könnte, aber nichts geschah. Vielleicht will die Evolution zu einem anderen Zeitpunkt zuschlagen.
Jetzt zu den Viechern: Nachdem wir am Samstag um ein Haar Opfer eines verirrt fliegenden Fußballs geworden wären, suchten der Kauz und ich am Sonntag im Schwimmbad nach einer anderen Lagerstelle. Wir wurden auf der Seniorenwiese fündig. Diese wird von mir so genannt, da sich dort - nicht schwer zu erraten - viele ältere Badegäste aufhalten. Die relaxen in ihren Liegestühlen und lassen sich die Sonne auf die faltige Wampe scheinen. Alles schön und gut. Wir lagen so da und dachten uns nichts Böses. Wir wunderten uns nur, dass fast keiner außer uns auf diesem Teil der Wiese ein Handtuch oder eine Decke zum Unterlegen benutze, fast alle hatten Liegestühle. Nach wenigen Minuten erfuhr ich den Grund hierfür: Im Schlaf krabbelten drei Insekten an mir hoch und bissen wie auf Kommando gleichzeitig zu. Ein brennender Schmerz durchzuckte mich. Feuerameisen! Erst Brennen, dann dumpfes Pochen und zum Schluss höllisches Jucken, und das tagelang. Und natürlich an Stellen, an denen umständliches Kratzen in der Öffentlichkeit nicht gerade schicklich ist. Beim nächsten Ausflug wird es wohl wieder die Ballwiese werden.

Sonntag, 28. April 2013

Im Wiener Becken

Die Besucher der Wiener Hallenbäder sind ja so erfinderisch. Da gibts nicht nur Brustschwimmen, Rückenschwimmen, Kraul oder gelegentlich auch Delfin. Kreative Frauen haben mittlerweile die Disziplin des Paarschwimmens eingeführt. Da schwimmt man paarweise nebeneinander und erzählt seinem Schwimmpartner alles, was man so in der letzten Dekade erlebt hat und sei es auch noch so belanglos. Das Ziel des Paarschwimmens ist es einerseits die Fähigkeit zum Multitasking zu trainieren, da man gleichzeitig schimmt und redet, andererseits so viele andere Schwimmer wie möglich von ihrem Vorhaben, dem Schwimmen, abzuhalten. Denn wenn da zwei auftoupierte Labertaschen in Schlachtschiffformation (und mit Schlachtschiffhinterteilen) im Schneckentempo durch das Becken pflügen, ist an entspannten Nachmittagssport nicht mehr zu denken. Landet man hinter den Damen, muss man im Wasser eine Vollbremsung hinlegen und ist gezwungen sich planschend über selbigem zu halten. Lebensgefährlich wird es erst, wenn man sich plötzlich neben den Damen wiederfindet und in der Bugwelle abzusaufen droht. Dann hilft nur noch der abgetauchte Rückzug. Auf Verständnis seitens der Badewascheln ist nicht zu hoffen. Die sind den ganzen Tag im Stress. Man kann sich ja gar nicht vorstellen, wie anstrengend das sein kann, vorzutäuschen, dass man arbeitet.

Samstag, 30. März 2013

Letzten Samstag in Stadlau...

Diesen Knuddelbären wollte ich haben.


Und diesen Karton durfte ich schließlich nach Hause schleppen.



Diese Shoppingtour war somit alles andere als befriedigend!

Samstag, 23. Februar 2013

Farbenspiele

Gestern machte ich auf meiner freitäglichen Fahrt zu Mami einen Zwischenstop im Donauzentrum. Beim Donauzentrum handelt sich um einen sehr großen Einkaufstempel in Transdanubien, quasi der Hauptumschlagplatz für Konsumartikel aller Art. Transdanubien nennen die Wiener jenen Teil der Stadt, der am östlichen Donauufer liegt. Übermäßig urbanisierte Deppen behaupten sogar Transdanubien läge bereits im tiefsten Niederösterreich, was natürlich nicht der Wahrheit entspricht. Mittlerweile kann man dort sogar ohne Auto einkaufen gehen - solange man gut zu Fuß ist.
Ich wollte mir nur eine Kleinigkeit zu essen holen, denn ich wusste nicht, ob meine Mutter etwas auftischen würde, und hungern bis zum Abend soll ja nicht sehr gesund sein. Bei meiner Tour zum Supermarkt streifte mein Blick viele Bekleidungsgeschäfte. Und weil ich schon einmal vor Ort war, wollte ich auch das eine oder andere aufsuchen. Ich fand nichts Passendes, aber mitten in der überaus grellen Sportabteilung des "New Yorker" hatte ich eine Idee: Ein neues Projekt! Ich wollte ein dunkelgraues Kapuzensweatshirt kaufen und es nach meinen Vorstellungen aufpeppen. Auf der Suche nach einer Nietenzange, Textilfarbe und Perlen stürmte ich von einem Geschäft zum nächsten. Die Ausbeute erwies sich als recht mager: Nieten zum Aufbügeln und Perlen zum Aufnähen. Ein Näh- oder Bastelgeschäft sucht man im großen DZ vergebens, dafür kann man sich an jeder Ecke ein neues T-Shirt kaufen.
Zwei Stunden später legte ich bei Muttern los und debütierte als Sweatshirtoberflächendesignerin. Weitere zwei Stunden später war der erste Teil erledigt und eine Sonne aus Perlen zierte die linke Fronthälfte. Der zweite Teil war bedeutend einfacher: Mami bügelte mir die Nieten auf, da ich seit Jahren kein Bügeleisen mehr angefasst habe. Mit meinem Kunstwerk im Plastiksackerl verließ ich dann die Wohnung mit dem festen Vorsatz, es für den Abend gut sein zu lassen. Hat super funktioniert, bis ich die kleinen Perlen gefunden und damit die Sweatshirttaschen verziert habe.
Die größte Schwierigkeit lag aber noch vor mir: Textilfarbe finden und malen. Im Internet entdeckte ich einen Laden im Nirgendwo. Heute morgen bin ich dort hingefahren und habe eingekauft: Schablonen mit maritimen und asiatischen Motiven sowie zwei verschiedene Farben. Die Hinweise auf dem kleineren Farbtiegel fand ich etwas verwirrend: Man sollte das bemalte Objekt sechs Stunden in den Ofen legen, um die Farbe zu trocknen. Nach dem Malen las ich mir das noch einmal durch und stellte fest, dass ich langsam senil werde: Sechs Stunden trocknen lassen und dann zum Fixieren für ein paar Minuten in den Ofen legen.
Mit Schablonen malen ist wirklich praktisch, aber es sieht leichter aus als es ist. Nachdem das Malen mit der ersten Schablone so gut funktioniert hat, konnte ich nicht mehr aufhören und verzierte mein Sweatshirt mit einem bunten Motivgemisch. Jetzt weiß ich auch, warum auf den Farbtiegeln der Hinweis steht, dass man nicht zu viel Farbe auftragen soll. Wenn ich mich daran gehalten hätte, hätte ich jetzt keinen unförmigen Klecks auf dem rechten Ärmel, der eigentlich ein Schmetterling sein soll. Also falls ich euch zufällig einmal in meinem Unikat über den Weg laufen sollte, achtet bitte nicht auf die beklecksten Ärmel, sondern einfach nur auf die leuchtend blaue Meerjungfrau auf der Rückseite. 

Montag, 21. Januar 2013

Wahltag

Das Theater um die erste österreichweite Volksbefragung in der Geschichte der Zweiten Republik ist gelaufen. Endlich! Vorbei die endlosen Themenseiten in den Zeitungen, vorbei die quälenden Diskussionsrunden in Staats- und Privatfernsehen. Abgesehen von den regulären und erzwungenen Landtagswahlen werden wir mit derlei Veranstaltungen im Sommer genug genervt. Eine böse Drohung hängt in der Luft. Führende Vertreter der politischen Kaste überlegen doch tatsächlich die Nationalratswahlen in diesem Jahr Ende September durchzuführen. An meinem Geburtstag! Diese Penner, allen voran die tiefschwarze, erzkatholische, ewiggestrige Bagage. Ich werd auch nicht jünger und wenn man schon das letzte Mal mit einem Zweier vorne feiert, sollte man auch das Recht haben, dabei so tief ins Glas zu schauen, dass man am nächsten Tag nicht mehr in der Lage ist, den Körper in eine vertikale Stellung zu hieven, geschweige denn ein Kreuz in einen Kreis zu machen. Andererseits: Es hat auch seinen Reiz seinen Unmut über die politische Lage des Landes in der Wahlkabine zu äußern und einfach ganz gepflegt auf den Stimmzettel zu kotzen.

Montag, 7. Januar 2013

Das Saurier-Komplott

Herzlich willkommen im neuen Jahr! Die Tage nach Silvester konnten ohne gröbere Schäden überstanden werden, obwohl die Gemütsruhe manchmal auf der Kippe stand. Für das nächste Jahr empfiehlt es sich die Zeit zwischen 1. und 6. Jänner entweder unter der heimischen Bettdecke oder irgendwo im Ausland zu verbringen. Wien ist eindeutig mit Unzumutbarkeiten überlaufen. Die Leute machen mittlerweile vor nichts halt, nicht einmal vor den Tempeln der Wissenschaft und der Kultur.
Lokalaugenschein im Naturhistorischen Museum, letzten Mittwoch: Ich wollte ins Belvedere, aber um dem Kauz eine Freude zu machen, marschierten wir ins NHM zur größten Meteoritensammlung Europas. Das war sehr interessant. Im ersten Raum: Steine. Im zweiten Raum: noch mehr Steine. Das ging dann so weiter, von den Erdsteinen zu den Mondsteinen und anderen Weltraumsteinen. Richtig spannend wurde es in der Dinosaurierabteilung. Seit ein fieser Tyrannosaurus Rex aus Jurassic Park meine Mami im Kino so erschreckte, dass sie fast vom Stuhl plumpste, bin ich ein großer Fan dieser Tiergruppe. Und weil das NHM überwiegend von lästigen Kindern und ihren noch lästigeren Eltern besucht wird, wollten die Kuratoren originell sein und stellten einen beweglichen Saurier in den großen Sauriersaal. Das sieht natürlich nicht so authentisch aus wie in den Filmen, aber sein wir doch mal ehrlich, wer von uns hat schon mal einen echten Dino gesehen? Ich stehe also fasziniert vor dem Bewegosaurier, als hinter mir ein Kind meckert: "Das ist ja gar nicht wahr! Ein Saurier wedelt nicht mit dem Schwanz, das ist doch kein Hündchen!" Ach und wo hast du diese Weisheiten her, du Gartenzwerg, aus "Klugscheißen für Anfänger"? Sieh du mal zu, dass du Stabilität in deinen Körper bringst, wenn du vier Meter hoch bist und fünf Tonnen wiegst! Kleiner Nervsack, sieh zu, dass du Land gewinnst und zwar ganz weit weg!
Der Höhepunkt der Woche kam schließlich am Freitag. Franz, der Erschlankte, feierte in großer Runde seinen 50. Geburtstag. Der Kauz konnte seine Tanzkünste unter Beweis stellen und ich durfte zeigen, dass ich trotz einer dreimonatigen Bierkur in Pilsen noch immer nichts vertrage. So hatten wir beide was davon. Und natürlich haben wir die liebe Familie wieder gesehen. Das ist immer ganz besonders... authentisch.